Organisationspsychologin Prof. Dr. Britta Rüschoff

Neben ihrer Lehrtätigkeit an der FOM Hochschule, ist Prof. Dr. Britta Rüschoff in der Politikberatung für das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) tätig. Foto: Cycz/FOM

Future Skills

Welche Fähigkeiten sind morgen gefragt?

Wie werden wir morgen arbeiten? Welche Fähigkeiten sind gefragt auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft? Und was hat Künstliche Intelligenz damit zu tun? Prof. Dr. Britta Rüschoff, Organisationspsychologin und Professorin an der FOM, beschäftigt sich mit genau diesen Themen. Neben ihrer Lehrtätigkeit an der FOM Hochschule, ist sie in der Politikberatung für das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) tätig. Dort untersucht sie, wie Kompetenzen - also konkrete Fähigkeiten, die wir für einen bestimmten Beruf brauchen - messbar gemacht werden können. Als externe Expertin forscht sie für die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu „Future Skills“ und der Frage, wie sich die Anforderungen im Berufsleben mit der Zeit verändern. Wir haben sie gefragt, mit welchen Veränderungen wir rechnen sollten und wie wir uns am besten darauf vorbereiten.

Wir sprechen über die Arbeitswelt der Zukunft: Was sind die maßgeblichsten Entwicklungen der nächsten Jahre?
Die Zahl der Entwicklungen nimmt zu: Wer vor 20 bis 30 Jahren eine Ausbildung oder ein Studium absolviert hat, konnte sehr lange von dem, was er oder sie dort gelernt hat, zehren. Je weiter wir uns in die Zukunft bewegen, desto kürzer wird diese Zeitspanne. Es genügt daher nicht mehr zu sagen: „Das habe ich so gelernt und deswegen mache ich das jetzt immer so.“ Auf einer Meta-Ebene ist es sicherlich die Flexibilität, die immer bedeutsamer wird. Wie sich unsere Arbeitswelt im Detail verändern wird, lässt sich nämlich nicht so leicht erahnen. Wir wissen, dass Themen wie Digitalisierung, Automatisierung und Künstliche Intelligenz (KI) eine immer größere Rolle spielen werden. Wie schnell diese Entwicklungen jedoch voranschreiten werden, ist noch weitestgehend unbekannt.

 

Was bedeutet diese Entwicklung für Arbeitnehmende und künftige Berufseinsteigerinnen und -einsteiger: Welche Fähigkeiten werden zukünftig auf dem Arbeitsmarkt gebraucht?
Wenn es um das Voranschreiten der Digitalisierung geht, denken die meisten direkt an IT. Ein grobes Grundverständnis ist sicherlich von Vorteil, aber das bedeutet nicht, dass jetzt alle Informatik studieren sollten. Dennoch halten Informationssysteme Einzug in so gut wie jede Branche. Bezogen auf einzelne Prozesse bedeutetet dies, dass Aufgabengebiete immer breiter und vernetzter werden. Organisatorische Kompetenzen gewinnen dadurch an Bedeutung: Statt eines kleinen, abgesteckten Bereiches, für den ich mal zuständig war, gilt es jetzt, das große Ganze zu überblicken. Ich muss dazu in der Lage sein, mit interdisziplinären Teams zu kommunizieren, die Abläufe beteiligter Bereiche zu verstehen und auf sozialer Ebene die Zügel in der Hand zu halten. Übergeordnete Projektmanagement-Skills gehören damit zu den Kompetenzen, die zukünftig immer weiter an Relevanz gewinnen.

 

Berufsbegleitend oder Dual studieren

Alle Studiengänge der FOM im Überblick

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Wie wichtig sind Soft Skills?
Generell braucht es sowohl Soft Skills als auch Hard Skills. Wenn man sich Kompetenzmodelle für bestimmte Berufe anschaut, gibt es selten Modelle, in denen nur das eine oder das andere gefordert ist. Um langfristig in einem bestimmten Job handlungsfähig zu bleiben, also agieren zu können, braucht es beides. Zu den Hard Skills gehört berufsspezifisches Wissen z.B. wie repariere ich einen Motor. Gleichzeitig sind auch soziale und personale Kompetenzen gefragt also z.B. wie verhalte ich mich im Team? Wie gehe ich mit verschiedenen Hierarchiestufen um? Auch in klassisch-technischen Berufen wird dieser Aspekt immer wichtiger, denn durch die Digitalisierung wachsen Schnittstellen in alle Richtungen - auch zu anderen Fachgebieten. Zum Beispiel muss ich als IT-ler mit einem Pädagogen oder einer Pädagogin kommunizieren, weil wir gerade ein System für Schulen entwickeln.

 

Einige Menschen befürchten, dass KI ihren Beruf überflüssig machen könnte. Sind diese Bedenken berechtigt? 
Die Bedenken, dass eine komplette Berufsparte durch KI, also Künstlicher Intelligenz, wegrationalisiert werden könnte, sind zunächst unbegründet. Einige Jobs werden wegfallen, dafür werden neue dazukommen. Wir unterscheiden hier weniger nach Branchen oder Berufen, sondern vielmehr nach der Art der Tätigkeiten: Operative, sich wiederholende Routine-Tätigkeiten, die bestimmten Regeln folgen, können grundsätzlich automatisiert werden. Jedoch wird nicht alles, was technisch möglich ist, auch wirklich so umgesetzt. Am Ende ist es auch immer eine unternehmerische Entscheidung. Nehmen wir das Beispiel Kundenberatung: Theoretisch können Chat Bots und automatisierte Systeme den Großteil der aufkommenden Fragestellungen übernehmen. Trotzdem ist die menschliche Kompetente etwas, auf das viele Unternehmen absichtlich nicht verzichten möchten. Das Gegenteil von routinierten Abläufen sind analytische, strategische und leitende Tätigkeiten. Diese sind nicht, oder noch nicht, an Computer-Systeme übertragbar bzw. durch diese sinnvoll ersetzbar. Sicher ist, dass es Veränderungen geben wird – und das schneller, als es früher der Fall war. Dennoch können Menschen nicht zu 100 Prozent durch Computer ersetzt werden. Das realistischste Szenario ist kein „entweder Mensch oder Technik“ - es wird vielmehr ein Miteinander aus beidem.

 

Was raten Sie jungen Menschen, die gerade dabei sind, ins Berufsleben einzusteigen?
Ich glaube, eine Eigenschaft, die sehr wichtig ist, ist die Bereitschaft zur Selbstreflektion. Sich selbst die Fragen zu stellen: Wo stehe ich gerade? Und wo will ich hin? Wachsam bleiben, sich gerne auch mal Feedback von außen holen und dieses nicht als Angriff auf das Ego werten, sondern als Hilfestellung. Erst wenn ich mögliche Wissenslücken anerkenne, kann ich auch etwas dagegen tun – das ist die Grundvoraussetzung für Weiterentwicklung. Sowohl beruflich als auch privat gilt es, sich nicht zu sehr auf Dinge zu versteifen und sich nicht zu ernst zu nehmen. Das hilft enorm dabei, offen und flexibel zu bleiben: Die wohl wichtigsten Attribute in einer Welt, in der die einzige Konstante in stetiger Veränderung liegt.

 

 

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