Verschwörungstheorien_Symbolbild

FOM Studierende forschen bereits zum zweiten Mal zu Verschwörungstheorien. (Symbolbild: sp3n - stock.adobe.com)

Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Ulf Dettmann

FOM Studierende forschen zu Verschwörungstheorien

17.04.2024 | Mannheim

Verschwörungstheorien gibt es viele – ob zur Mondlandung, zum Klimawandel oder zu politischen Wahlen. Sie kursieren vor allem in den sozialen Medien und bieten oft einfache Erklärungen für komplexe Probleme. Unter der Leitung von Prof. Dr. Ulf Dettmann forschen Wirtschaftspsychologie-Studierende der FOM Hochschule in Mannheim zu verschiedenen Aspekten von Verschwörungstheorien und fertigen wissenschaftliche Arbeiten an. Im Gespräch erklärt der Psychologie-Experte die Hintergründe und erläutert unter anderem, wie man Verschwörungsgläubigen begegnen sollte. 

Welche Biografien haben Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben? Und warum tauschen sich Verschwörungstheoretiker auf bestimmten Social-Media-Plattformen aus? Diesen und weiteren Forschungsfragen gehen FOM Studierende im Sommersemester 2024 im Modul „Qualitative Forschungsmethoden“ nach. „Die Themen haben die Studierenden frei gewählt – je nachdem, welcher Aspekt sie genau interessiert“, sagt Prof. Dr. Ulf Dettmann, der an den FOM Hochschulzentren Mannheim und Karlsruhe lehrt.

 

Zweite Auflage des Projekts
Es ist nicht das erste Mal, dass sich FOM Studierende unter seiner Leitung mit Verschwörungstheorien beschäftigen. Bereits 2021 haben Studierende wissenschaftliche Arbeiten rund um das Thema angefertigt und auf einer Tagung des FOM KompetenzCentrums für qualitative Forschung vorgestellt. Ausgangspunkt für die Idee war laut Dettmann, dass der Deutsche Wissenschaftsrat ein Jahr zuvor bestimmte Wissenschaften wie die Psychologie aufgefordert hat, sich stärker in gesellschaftliche Debatten einzumischen.

 

Kritisches Denken wird gefördert
Doch mit welchem Ziel sollen sich die Studierenden mit Verschwörungstheorien auseinandersetzen? „Das Projekt fördert das kritische Denken und die praktische Anwendung von qualitativen Forschungsmethoden. Gleichzeitig trägt es dazu bei, Verschwörungstheorien besser zu verstehen und Wege zu finden, konstruktiv mit Verschwörungsgläubigen umzugehen“, erklärt Prof. Dettmann.

 

Zur Person

Prof. Dr. Ulf Dettmann ist Professor für Wirtschaftsethik und Wissenschaftstheorie an der FOM Hochschule. Der Psychologie-Experte lehrt vorwiegend an den FOM Hochschulzentren Mannheim und Karlsruhe.  

Er studierte von 1987 bis 1993 Philosophie, Soziologie und Psychologie an der Universität Mannheim und schloss das Studium mit dem Magister Artium ab. Anschließend promovierte er ebenfalls an der Universität Mannheim und erlangte den akademischen Grad Dr. phil. mit dem Prädikat summa cum laude. 

Umgang mit Verschwörungsgläubigen
Denn aktuell gibt es nach dem Psychologie-Experten kaum Forschung dazu, welche Ansätze im Umgang mit Verschwörungsgläubigen am hilfreichsten sind. Grundlegend solle man sich zu Beginn jedoch drei Fragen stellen: Wie stark sind Verschwörungstheorien im Weltbild der Person verankert? Wie nah steht mir die Person? Und wie viele kognitive und zeitliche Kapazitäten habe ich? Davon würde das eigene Handeln abhängen, sagt Dettmann. „Zum Beispiel lässt sich jemand, der nur an ein paar Fake News glaubt, leichter umstimmen als jemand mit einem geschlossenen Weltbild, der sich kaum noch überzeugen lässt.“ Mittlerweile gebe es auch Beratungsstellen und Online-Plattformen wie „Talk to me“, die Menschen im Umgang mit Verschwörungsgläubigen unterstützen.

 

Die Rolle von Social Media
Erschwerend kommt hinzu, dass sich Verschwörungstheorien durch soziale Medien leichter auffinden lassen. Wer Begriffe wie Klimawandel eingebe, stoße schnell auf verschwörungstheoretische Inhalte, sagt Dettmann. „Das Problem ist, dass bei Nachrichten oder Postings in den sozialen Medien häufig die Einordnung fehlt. Das macht es schwerer festzustellen, ob die Informationen stimmen oder nicht.“

 

Nun forschen FOM Studierende in diesem Sommersemester erneut zur Relevanz von Social Media in Bezug auf Verschwörungstheorien. 2021 konnte eine FOM Studiengruppe bereits zeigen, dass Telegram der wichtigste Kanal für die Verbreitung von Verschwörungstheorien und die Vernetzung ihrer Anhänger ist. 

 

Warum glauben Menschen an Verschwörungstheorien?

Bei Verschwörungstheorien geht es meistens darum, Schuldige zu benennen, die für gesellschaftliche Probleme oder ein Geschehen auf der Welt verantwortlich sein sollen. Dadurch würden bei Verschwörungsgläubigen menschliche Bedürfnisse befriedigt, erklärt Prof. Dettmann. Für den Experten glauben Menschen aus mehreren Gründen an Verschwörungstheorien: „Verschwörungstheorien geben Menschen ein gewisses Gefühl von Kontrolle und machen durch die Benennung von Schuldigen die Welt vorhersehbarer. Gleichzeitig sprechen solche Theorien auch Menschen an, die prinzipiell ein großes Misstrauen gegenüber der Gesellschaft haben und solche, die etwas Besonderes sein und über ‚exklusives Geheimwissen‘ verfügen wollen.“ Dabei gebe es keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen. „Studien haben aber gezeigt, dass Menschen mit einem geringeren Bildungsniveau eher Verschwörungstheorien zustimmen“, sagt Dettmann. 

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