Es hat sofort Klick gemacht. Als der studierte Münchner Sportjournalist die erste Vorlesung im Fach Internationales Marketing Management bei Professor Wolf-Dieter Hiemeyer besuchte, war er von den unterschiedlichen Methoden, an wissenschaftliche Themen heranzugehen, fasziniert. Auch der Schwerpunkt Kundenzufriedenheit ließ ihn nicht mehr los, denn in seinem Job als Redakteur beim Medienverlag IPPEN dreht sich vieles um Abo-Modelle. Und wie man Online-Leser zu zahlenden und zufriedenen Kunden macht.
14 Stunden pro Tag Literatur gewälzt
So schnell das Thema für seine Masterarbeit feststand, so aufwändig gestaltete sich dann die Ausarbeitung. „Es war einfach zu viel neben meinem Vollzeit-Job“, erinnert sich Christoph Seidl. Deshalb nahm er sich eine Auszeit für ein halbes Jahr. Bis zu 14 Stunden täglich sei er auf dem Balkon gesessen und habe Literatur gewälzt - „aber das hat mir unheimlich Spaß gemacht“. Das Ergebnis seiner Arbeit ist ein wissenschaftlich basiertes Messmodell für Kundenzufriedenheit und -loyalität. Dieses zog er am Beispiel der beiden großen Streamingportale Netflix und Amazon auf, weil jeder mit den Unternehmen etwas anfangen könne. „Ich selbst bin kein Abonnent“, fügt der sympathische 35-Jährige schmunzelnd hinzu. Statt Serien zu gucken, steigt er lieber aufs Mountainbike und radelt über Alpenpässe. Das ist sein Ausgleich.
Erstaunliche Ergebnisse seiner Studie
Erstaunlich sind die Auswertungen seiner Studie: Die Eigenproduktionen der beiden großen Streamingdienste haben keinen Einfluss auf Zufriedenheit und Loyalität ihrer Kunden. Im Fall von Netflix erwies sich deren strategische Entscheidung, während der Corona-Pandemie stark auf Eigenproduktionen zu setzen, als Fehlentscheidung. Oder anders ausgedrückt: Hätten die Netflix-Entscheider damals das Messinstrument von Christoph Seidl angewandt, hätten sie daran ablesen können, dass ihre Strategie nicht zielführend ist. Der Absolvent der FOM Hochschule fragte diesbezüglich auch bei Netflix nach, erhielt aber keine Antwort. Die Jurys der Gesellschaft für Organisation und des Deutschen Dialogmarketing Verbandes würdigten das Messmodell von Seidl als überdurchschnittliche Nachwuchsleistung. Mitte September erhielt er in Kiel den gfo-MasterAward als Publikums- und Sonderpreis und Ende September in Frankfurt den Alfred-Gerardi-Gedächtnispreis.
„FOM Studium war die beste Entscheidung meines Lebens“
Er selbst würde die Auszeichnungen am liebsten unter den Tisch kehren. Doch nach der erfolgreichen Anwendung des von ihm entwickelten Abo-Messmodells im Verlag seines Arbeitgebers, legte ein Freund und Kollege ihm nahe, sich für Preise zu bewerben. Schließlich ist das Instrument auf viele Unternehmen anwendbar. Ein bisschen stolz auf seine Leistung, das Masterstudium neben Beruf und Hobbies abgeschlossen zu haben, ist Christoph Seidl dennoch. „Denn in einem normalen Studium wäre ich mit Anfang 20 komplett gescheitert, damals wollte ich Rockstar werden und einfach nur Gitarre spielen und Musik machen. Die Möglichkeit mit beruflichem Hintergrundwissen an der FOM Hochschule zu studieren ist genial - und die beste Entscheidung, die ich im Leben treffen konnte.“ Seit seinem Abschluss vor einem Jahr ist der Münchner Leiter der Formatentwicklung bei IPPEN Digital und kümmert sich um die Entwicklung multimedialer Erzählformate.