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Iris Martsch hat während ihres berufsbegleitenden Studiums einen positiven Wandel erlebt. (Foto: privat)

Von der Werkbank ins Business Consulting

FOM Studentin Iris Martsch: „Wichtig ist es, sich Ziele zu setzten"

15.03.2022 | Stuttgart

Mehr als zehn Jahre arbeitet Iris Martsch in verschiedenen Positionen bei einem Stuttgarter Automobilhersteller. Während ihres berufsbegleitenden Bachelor-Studiums „Business Administration“ an der FOM Hochschule in Stuttgart spürt sie jedoch den Impuls, etwas Neues anzufangen. Einen Schub für ihre Motivation verleiht ihr ein Auslandssemester im ungarischen Sopron. Dort lernt sie nicht nur eine neue Kultur kennen, sondern auch ihren Verlobten, der ebenfalls an der FOM studiert. Mittlerweile hat Iris Martsch ihren Bachelor erfolgreich abgeschlossen, sie schreibt bereits an ihrer Master-Arbeit im Studiengang „Wirtschaftspsychologie“ – und startet in einem neuen Job als Consultant bei Infor durch.

Das Gleichnis vom Hausbau

Für Iris Martsch ähnelt das zurückliegende Jahrzehnt ihres Lebens dem Bau eines Hauses. Als Fundament für ihren Werdegang dient ihr eine Ausbildung in der Automobilindustrie. Wände und Stockwerke hat sie an verschiedenen beruflichen Stationen innerhalb des Unternehmens eingezogen, mehr und mehr gelernt. Nun baut sie an einem Dach, das den Bau des Hauses abschließt: Denn in ihrem neuen Job führt sie ihr ganzes Wissen, ihr Know-how und ihre Erfahrungen zusammen. Rückblickend sagt sie heute: „Wichtig ist es, sich Ziele zu setzen und sich mit Leuten zu umgeben, die Ziele haben.“

Im Keller Werkzeug geklaut

Schon in jungen Jahren ist Iris Martsch ein Mensch, der gerne anpackt: „Mich hat immer interessiert, wie etwas funktioniert. Dabei habe ich sehr viel handwerklich versucht und mir immer Werkzeug aus dem Keller geklaut.“ Zur Schule geht sie in ihrer Heimatstadt Kirchheim unter Teck, legt dort ihr Abitur ab. Ein Studium ist zu diesem Zeitpunkt zunächst keine Option für sie. „Ich möchte in einem Job arbeiten, in dem ich am Ende des Tages sehe, was ich geleistet habe“, denkt sie sich damals. Wo also kann sie diese Vorstellung vom Berufsleben realisieren? Drei ihrer Onkel arbeiten alle beim gleichen Automobilhersteller. Bei einem Tag der offenen Tür lernt auch Iris Martsch das Unternehmen besser kennen. In der Folge entschließt sie sich für eine Ausbildung zur Modellbauerin in der Fachrichtung Gießerei, die sie drei Jahre später erfolgreich abschließen soll.

Schaffe ich das?

Im Anschluss daran arbeitet sie als CNC-Maschinenbedienerin, sie steuert also Werkzeugmaschinen, die mit hoher Präzision Werkstücke für Autos fertigen können. Praktisch vertiefen kann sie in dieser Zeit ihr wachsendes Interesse für IT. Obwohl es damals beispielsweise nicht zu ihren Kernaufgaben gehört, optimiert sie auf der Arbeit IT-Tools. Gleichzeitig kommt sie an den Punkt darüber nachzudenken, wie das alles zusammenhängt: ihr Job, die Maschinen, Laufzeiten, Preise. Iris Interesse für die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge wird geweckt, sie möchte mehr wissen und liebäugelt mit einem Studium. In ihrem Umfeld hat diesen Weg bisher niemand beschritten. Gängige Aufstiegsmöglichkeiten führen meist über einen Technikerabschluss oder die Meisterschule. „Meine Frage war: Schaffe ich das? Obwohl es bisher noch keiner gemacht hatte und ich die erste Akademikerin in meiner Familie bin, war es der richtige Schritt“, kann die 30-Jährige heute sagen.

Abstraktes wird konkrekt

An der FOM in Stuttgart schreibt sie sich für den berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang „Business Administration“ ein. Ihre anfänglichen Zweifel darüber, ob das die für sie beste Wahl ist, werden zerstreut: „Die Studienberatung war sehr hilfsbereit, da konnte ich jederzeit anklingeln. Generell lassen sich Arbeit und Studium gut miteinander vereinbaren. Es ist zwar mit einer hohen Eigenleistung und einem guten Zeitmanagement verbunden. Aber man gewöhnt sich an das hohe Pensum.“ Unter der Woche arbeitet sie weiterhin in ihrem Job, an den Wochenenden besucht sie das Hochschulzentrum der FOM in der Stuttgarter Rotebühlstraße. Freitags steht sie dafür um 4.30 Uhr auf, der Tag endet nach den Vorlesungen erst um 22.30 Uhr. Die Anstrengung macht sich bezahlt. Beide Welten – Theorie und berufliche Praxis – kann sie jetzt zusammendenken: „Was während des Abiturs noch völlig abstrakt war, habe ich so nach und nach verstehen können.“


Der positive Wandel

Einen weiteren Motivationsschub gibt ihr ein Auslandssemester. An der ungarischen University of Sopron, die zu den Partneruniversitäten der FOM zählt, lernt sie nicht nur eine neue Kultur kennen, sondern auch ihren jetzigen Verlobten, der ebenfalls an der FOM studiert. „Er ist eine große Unterstützung für mich. Jemanden an der Seite zu haben, der Verständnis hat, wenn Arbeit und Studium viel Zeit kosten, ist viel wert.“ Mit dem Zuspruch ihres Verlobten, der aus Hannover zu ihr nach Kirchheim unter Teck zieht, entscheidet sich Iris Martsch nach dem Bachelor für ein weiteres Studium an der FOM: einen Master in „Wirtschaftspsychologie“. „Durch meinen persönlichen Wandel und die positiven Erfahrungen wusste ich, ich bringe es zu Ende. Ich kann und will nicht aufgeben.“

Kein schwarz-weiß

Neben den fachlichen Kompetenzen, die sie sich aneignet, bringt ihr das Studium ungekannte Perspektiven, neue Einsichten, wie sie sagt: „Ich habe viele Freunde gewonnen. Das ganze Studium war besonders.“ Sie knüpft neue Kontakte zu Menschen mit unterschiedlichen Ansichten. Der Austausch bereichert sie: „Die Welt ist nicht schwarz-weiß, sondern komplex. Es gibt Grauabstufungen.“ Das Netzwerken und die neuen Erfahrungen führen bei Iris zu neuen Erkenntnissen über ihr eigenes Leben: „Ich hatte den Impuls weiterzukommen.“ 

Auf neuen Wegen

Mit ihren beruflichen und akademischen Erfahrungen eines ganzen Jahrzehnts im Lebenslauf bewirbt sie sich auf eine Stelle als Consultant bei Infor, einem weltweiten Anbieter von Geschäftssoftware. „Für mich war die Frage, wie ich meine Leidenschaft für IT mit meinen weiteren Kenntnissen über Technische Produktion, Supply Chain Management und anderen fachlichen Aspekten verbinde.“ Ihre Bewerbung überzeugt – und sie erhält die Zusage. „Für mich bringt die neue Stelle meine gesamte Erfahrung zusammen.“ Der neue Job sei das Dach, das auf ihrem Haus noch fehlte. Nach mehr als zehn Jahren in der Automobilindustrie folgt nun das nächste Kapitel, das ohne das Studium an der FOM so nicht denkbar gewesen wäre: „Ich rate allen, es einfach auszuprobieren. Was interessiert mich wirklich? Dann setze ich mir Ziele und verfolge sie. Ich freue mich auf die nächste Lernkurve, die jetzt kommt.“