Professor Kantermann, worauf kommt es Ihrer Meinung nach an, um für die Arbeitswelt von morgen gewappnet zu sein?
Wir müssen offen dafür sein, dass in unserem Berufsleben immer ein Neulernen, Umlernen oder sogar Verlernen notwendig sein kann. Dazu gehört auch die Bereitschaft, selbst zu erkennen, wo ich mein Wissen erweitern muss. Selbstwirksamkeit, also das Vertrauen in die eigene Fähigkeit, Veränderungen zu meistern, spielt dabei eine zentrale Rolle.
Was sind die Vorteile eines berufsbegleitenden Studiums?
Erkenntnisse der Neurowissenschaften und Psychologie zeigen: Das menschliche Gehirn lernt immer dann nachhaltig und effizient, wenn wir neues Wissen zeitnah auf Herz und Nieren testen. Kleine Kinder lernen mit einer unglaublichen Geschwindigkeit, weil sie alles, was sie sich aneignen, möglichst schnell und in möglichst vielen Situationen ausprobieren. Ähnlich verhält es sich mit dem berufsbegleitenden Studium: Wer neben dem Job studiert, kann die Inhalte aus den Vorlesungen an den Arbeitsplatz „mitnehmen“ und unmittelbar im Alltag erproben. Die Erfahrungen, die dabei gesammelt werden, können wiederum in die Lehrveranstaltungen eingebracht werden. Und genau diese enge Verzahnung von Theorie und Praxis sorgt für einen maximalen Lerneffekt.
Ein Studium neben dem Beruf zu meistern, ist durchaus eine Herausforderung. Wie unterstützen Sie Ihre Studierenden dabei?
Ich versuche meine Studierenden möglichst dort abzuholen, wo sie in ihrer persönlichen Lernentwicklung stehen. Das Lernen kann ich ihnen natürlich nicht abnehmen, aber ich sorge dafür, bestmögliche Lernbedingungen zu schaffen. Mir ist eine Betreuung auf Augenhöhe wichtig – sei es in den Vorlesungen im Gespräch mit der Gruppe als auch zwischen den Lehrveranstaltungen im persönlichen Austausch. Ich bin für meine Studierenden da, wenn der Schuh drückt – um gemeinsam mit ihnen herauszufinden, ob der Schuh die falsche Größe hat oder nur zu eng geschnürt ist. Sprich: Wir finden für jedes Problem gemeinsam eine Lösung.