David Weber - Die Macht des Selbst

Prof. Dr. David Weber lehrt an der FOM Hochschule in Essen. (Grafik: Burcunur Czyz/FOM)

Prof. Dr. David Weber über die Macht des Selbst

„Ohne proaktives Handeln bleibt Selbstbestimmung eine Illusion“

Was prägt unser Verhalten stärker – Persönlichkeit oder Umfeld? FOM Professor Dr. David Weber zeigt, wie wir aus alten Mustern ausbrechen und unser Leben bewusster steuern können. Im Interview spricht er über die Grenzen der Persönlichkeit und die Kraft des veränderbaren Selbstkonzepts.

Herr Professor Weber, warum ist das Thema „die Macht des Selbst“ so aktuell?
Selbstbestimmung ist kein Selbstläufer – denn ohne proaktives Handeln bleibt sie eine Illusion. Warum ist das Thema so aktuell? Ein systematisch konstruiertes Selbst gibt uns Klarheit über unsere Bedürfnisse und ermöglicht es, sich bewusst für Dinge zu entscheiden, die uns guttun – und nicht Dinge zu tun, nur weil andere sie tun. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels können wir unseren Berufswunsch mehr denn je aktiv ausgestalten. Das wiederum steigert unseren Selbstwert und unsere Lebenszufriedenheit.

Sie unterscheiden zwischen Persönlichkeit und Selbstkonzept. Was genau bedeutet das – und warum ist das veränderbare Selbstkonzept so entscheidend für unser Verhalten?
Das Selbst wird durch unser Selbstkonzept repräsentiert. Wie wir dieses gestalten möchten, wird unter anderem durch unsere Persönlichkeit beeinflusst. Dabei handelt es sich um ein sich über die Zeit entwickelndes, relativ stabiles Konstrukt. Wenn ich zum Beispiel ein offener Mensch bin, kann ich das nicht spontan ändern – oder nur in Ausnahmefällen. Meine Persönlichkeit prägt bestimmte Attribute, die wiederum beeinflussen, wie ich Dinge bewerte. Jede Persönlichkeitsstruktur bringt Stärken und Schwächen mit sich. Daraus lässt sich ableiten, ob unser aktuell gelebtes Selbstkonzept – das, wenn es unreflektiert ist, oft nur ein Spiegelbild des sozialen Umfelds darstellt – wirklich zu uns passt.

Welche Risiken entstehen, wenn wir uns unbewusst von unserer Persönlichkeit oder dem Umfeld steuern lassen?
Wir besitzen nicht nur einen Persönlichkeitsfaktor, sondern eine Kombination verschiedener Eigenschaften, die individuell ausgeprägt sind. Daraus ergeben sich persönliche Stärken und Schwächen. Sich dieser bewusst zu sein, ist essenziell für ein selbstbestimmtes, erfolgreiches Leben – beruflich wie privat. Doch oft zwingen uns Normen und Werte unseres Umfelds zu Handlungen, die nicht unserem natürlichen Bedürfnis entsprechen. In solchen Momenten handeln wir nicht selbstbestimmt. Das kann zu einem Selbstkonzept führen, das nicht zufriedenstellend ist – mit negativen Folgen für unser Selbstwertgefühl und unsere Lebenszufriedenheit.

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Wie gelingt es, das eigene Verhalten bewusst zu steuern – und welche einfachen Methoden helfen im Alltag dabei?
Manchmal sind die einfachsten Methoden die wirkungsvollsten. In einer eigenen Studie konnte ich zeigen, dass sich das Selbstkonzept gezielt durch SMARTe Zielsetzungen verändern lässt – also durch spezifische, messbare, attraktive, realistische und terminierte Ziele, ergänzt durch eine wöchentliche Reflexion. Die Studie wurde mit 105 Teilnehmenden im Rahmen eines vierwöchigen Programms durchgeführt. Während die Experimentalgruppe eine fundierte Einführung in die Zusammenhänge zwischen Selbstkonzept und psychischer Gesundheit erhielt, bekam die Kontrollgruppe lediglich praktische Arbeitsanweisungen. Beide Gruppen zeigten signifikante Verbesserungen in Selbstwertgefühl, Lebenszufriedenheit und der Qualität des Selbstkonzepts. Das zeigt: Schon einfache, regelmäßig reflektierte Ziele können eine starke Wirkung entfalten. 

Welchen Impuls möchten Sie den Menschen zu diesem Thema mit auf den Weg geben?
Es ist wichtig zu verstehen, wie sich das Selbst bildet, welche Auswirkungen es auf uns hat und wie wir ein selbstbestimmtes Selbstkonzept gestalten können. Das führt zu mehr Lebenszufriedenheit – und ja, letztlich auch zu einer gestärkten Selbstwirksamkeitserwartung.

Die Fragen stellte David Knapp

Zur Person

Prof. Dr. David Weber ist Professor für Wirtschaftspsychologie an der FOM Hochschule in Essen. Nach 15 Jahren in der Energiewirtschaft wechselte er 2023 hauptberuflich in die Lehre. Seine Schwerpunkte liegen in der Persönlichkeitspsychologie, psychischen Gesundheit und Achtsamkeit. Als Speaker und Workshopleiter vermittelt er praxisnahe Impulse zu Resilienz, Führung und Selbstwirksamkeit.

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