Entweder Zelt oder bauchfrei: Maximilian Engel hatte immer das gleiche Problem, wenn er sich ein T-Shirt kaufen wollte. Als drahtiger Basketballspieler mit einer Körpergröße von 1,93 Metern waren ihm die Modelle in Größe L entweder viel zu weit geschnitten oder viel zu kurz. So entdeckte er früh die Nische, in die er später mit seinem eigenen Unternehmen stieß.
Erst studieren, dann gründen
Rückblickend erscheint sein Weg wie vorgezeichnet, denn schon während der dualen Ausbildung zum Handelsfachwirt bei der Freizeit- und Outdoorbekleidungsfirma Eddie Bauer dachte er darüber nach, eines Tages selbstständig zu arbeiten. „Ich wollte wieder kreativ sein und mein eigenes Ding machen“, erklärt Maximilian, der gerne malt und als Grundschüler süddeutscher Meister bei einem Malwettbewerb wurde. Als ihn seine Freunde schließlich davon überzeugt hatten, seine graphischen Kunstwerke auf T-Shirts zu malen und zu verkaufen, entwickelte er daraus eine Unternehmensidee. Doch der gebürtige Markt Schwabener wäre nicht er selbst, wenn er seine Zukunft nicht mit zusätzlichem Wissen absichern wollte: Parallel zu seinem Job als Manager bei Eddie Bauer schrieb er sich an der FOM Hochschule in München für das Bachelor-Studium Business Administration ein. „Einige meiner Kollegen hatten zuvor an der FOM studiert. Von ihnen wusste ich, dass das mit dem Abendstudium gut funktioniert“, erinnert sich der junge Mann.
Wissen aus dem Hörsaal im eigenen Unternehmen anwenden
Was er im Hörsaal zu Themen wie Finanzen, Marketing und Wirtschaftsrecht lernte, konnte er bei der Gründung seines Unternehmens, das langlebige und nachhaltige Essentials wie T-Shirts und Hoodies aus Biobaumwolle in Europa produziert, direkt anwenden. „Das Studium war sehr hilfreich, um meinen Businessplan auszufeilen und die Kennzahlen für die Firma zu definieren. Und weil ich in das Ganze so viel Herzblut reingesteckt habe, fiel mir das Lernen auch relativ leicht“, sagt er. Ende 2020 kündigte Maximilian sogar seinen Job bei Eddie Bauer, weil es mit dem Start-up so gut lief. In Istanbul hatte er mit seinem Mitgründer, einem Freund aus Basketballzeiten, den idealen Lieferanten gefunden. Dieser spinnt im Keller eines 13-stöckigen Hochhauses das Garn aus Biobaumwolle und in der obersten Etage kommt das fertige Produkt heraus: Ein „Pangu“-Shirt in feinster Qualität, zertifiziert nach höchsten Ökostandards. Slow Fashion im reinsten Sinn.
„Wir wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben“
Der Name Pangu stammt vom Markenbotschafter seiner Firma, einem Pinguin. Was der schwarzweiße Meeresbewohner mit nachhaltiger Kleidung zu tun hat? „Der Pinguin passt zu uns, denn er ist ein von Naturkatastrophen bedrohtes Tier, das als anmutig, süß und loyal wahrgenommen wird. Um Nahrung zu holen, geht er von seinem Ursprung weg, kehrt aber immer wieder zurück. Wie wir. Wir sind in München verwurzelt, sehen uns aber als internationale Marke, die global agiert“, so der Firmengründer. Globales Agieren heißt für ihn auch, weltweit soziale und ökologische Projekte zu unterstützen. Für jedes Shirt, das verkauft wird, pflanzt sein Unternehmen einen Mangrovenbaum auf Madagaskar. Im Mai 2023 waren es bereits 2.900 neue Mangroven. Und 196 Kilogramm Plastik, das aus der Nordsee gefischt wurde sowie mehr als 6.000 Euro, gespendet an soziale Projekte. Zum 5-jährigen Bestehen legt die junge Firma noch etwas drauf: Mit jedem fünften verkauften Artikel wird ein Tag Schule in Tansania gespendet. Passend zum Gründungsmotto: „Wenn wir es schaffen, dann wollen wir der Gesellschaft auch etwas zurückgeben.“
Fokus auf personalisierte Teamkleidung
Anfang des Jahres schloss der Jungunternehmer sein Studium an der FOM ab und konzentriert sich seither voll auf „Pangu“. „Das ist angenehm, nur noch die Firma im Fokus zu haben – und auch mal wieder einen freien Tag pro Woche“, schmunzelt Maximilian Engel. Allzu oft klappt das mit dem freien Tag allerdings noch nicht. Abends ist er häufig auf Netzwerkveranstaltungen unterwegs und am Wochenende brummt das Direktgeschäft. Allein die Zahl von Geschäftskunden, die personalisierte Teamkleidung bestellen, habe sich seit der Corona-Pandemie von 40 auf 80 verdoppelt. „Mit dem Kauf einer eigenen Stickmaschine haben wir den nächsten Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und CO2-Einsparung getan. So können wir on demand besticken,“ freut sich der FOM Absolvent.
Artikel zur Wiederverwendung mit digitalem Produktpass versehen
Die Stickmaschine nimmt er oft zu Veranstaltungen mit, sodass Kunden beobachten können, wie ihr eigenes Firmenlogo auf die Teamkleidung gestickt wird – Erlebnis-Shopping. Hierzu zählt auch der digitale Produktpass mit QR-Code, mit dem Engel und seine vier Mitarbeiter jedes Shirt, jeden Hoodie, Sweater und Schal, jede Hose und Mütze versehen. „Wir möchten erreichen, dass unsere Artikel wiederverwendet oder an uns zurückgegeben werden, falls man sich nach Jahren daran satt gesehen haben sollte. Wir kümmern uns dann um den Wiederverkauf“, so Engel, der seine Bachelor-Arbeit über den Wandel vom Massenkonsum zum bewussteren Verbrauch schrieb. Ein Wandel, der auch in seinem Privatleben Einzug gehalten hat: In seinem Kleiderschrank mit stark reduziertem Inhalt gibt es seither nur noch schwarze und weiße „Pangu“-Shirts – im speziellen Schnitt für große, schlanke Männer.