Der Generationswechsel im Mittelstand verläuft zunehmend planvoll – aber mit weniger Übergaben als in früheren Jahren. 2024 erreichte die Zahl der Nachfolgen den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebungen. Zugleich zeigt sich ein klarer demografischer Trend: Das Alter von Unternehmerinnen und Unternehmer bei der Übergabe ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und liegt mittlerweile im Schnitt bei 63 Jahren. Trotz dieser Entwicklung bleibt der wirtschaftliche Erfolg stabil. Zwei Drittel der Betriebe erreichen oder übertreffen nach der Übergabe wieder ihr früheres Umsatzniveau – ein Beleg für die Widerstandskraft des Mittelstands in einer herausfordernden Zeit.
Kernergebnisse
- Demografischer Druck: Übergaben konzentrieren sich stärker als je zuvor im Altersband von 60–65 Jahren. Das Durchschnittsalter beim Übergeben liegt bei 63 Jahren, beim Übernehmen bei 39 Jahren.
- Tiefstand bei Übergaben: Während die Babyboomer-Generation in Rente geht, kommen weniger potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger nach. 2024 erreichte die Zahl der Übergaben den niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebungen.
- Frauenanteil bleibt niedrig: Lediglich 21 % der Übernehmenden sind Frauen – mit klaren Branchenmustern: Männer dominieren in Industrie, Bau und Handel, Frauen übernehmen häufiger im Gesundheits- und Sozialwesen.
- Sicherung von Arbeitsplätzen: Insgesamt gab es einen leichten Rückgang bei der durch Nachfolgen gesicherten Arbeitsplätze. Am deutlichsten ist dieser bei Unternehmen in sehr zentraler Lage zu beobachten. Dagegen wurden deutlich mehr Arbeitsplätze bei Unternehmen in periphereren Lagen erhalten.
- Stabilität und Risiko: Zwei Jahre nach der Übergabe erreichen oder übertreffen rund 68 % der Betriebe ihr früheres Umsatzniveau. Die Profitabilität zieht dagegen langsamer nach.
- Finanzierung als Engpass: Banken und Bürgschaftsbanken bleiben wichtige Partner. Eigenkapitallücken auf Käuferseite und überhöhte Preisvorstellungen der Verkäufer führen jedoch häufig zu gescheiterten Deals.
Prof. Dr. Holger Wassermann, Leiter der Studie an der FOM Hochschule: „Die Nachfolgewelle ist keine ferne Prognose mehr, sondern Realität. Übergaben finden planvoller und in jüngerem Alter statt – doch wir brauchen dringend mehr und besser vorbereitete Nachfolgerinnen und Nachfolger.“
Dr. Michael Munsch, Vorstand der Creditreform Rating AG: „Umsatz kommt schnell zurück, Marge deutlich langsamer. Zwei von drei Übergaben stabilisieren oder steigern den Umsatz. Doch Gewinne hinken hinterher – ohne stabile Erträge bleibt jede Nachfolge fragil.“
Guy Selbherr, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Bürgschaftsbanken: „Finanzierungen scheitern selten an Banken, sondern an Erwartungen: Wer unrealistische Verkaufspreise verlangt, gefährdet Arbeitsplätze und die Übergabe selbst.“