Nachfolgemonitor: (von links) Dr. Michael Munsch (Creditreform Rating AG), Dr. Nikolaus Paffenholz (IHK Düsseldorf), Manfred Thivessen (Bürgschaftsbank NRW), Jeannette Peters (Moderation), Christine Währisch (Referatsleiterin Bürgschaften, Unternehmenssicherung und -finanzierung im NRW-Wirtschaftsministerium), Prof. Dr. Holger Wassermann (FOM Hochschule), Prof. Dr. Carsten Kruppe (FOM Hochschule)

Präsentation des Nachfolgemonitors 2023.

Nachfolgemonitor 2023 untersucht kleine und mittlere Unternehmen

Nachfolger gesucht: Demografischer Wandel trifft deutschen Mittelstand

20.09.2023 | Essen, Berlin

Viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland suchen nach einem Nachfolger in der Chefetage. Doch die Suche gestaltet sich für Unternehmerinnen und Unternehmer zunehmend schwierig. Ihr durchschnittliches Alter zum Zeitpunkt der Übergabe ist erneut gestiegen, wie aus dem „Nachfolgemonitor 2023“ hervorgeht. Gleichzeitig zeigt die fünfte Auflage der Studie, dass übernommene Unternehmen Wachstumspotenzial haben. Für den diesjährigen Nachfolgemonitor wurden mehr als 9000 Unternehmensnachfolgen aus den Jahren 2013 bis 2022 untersucht. Er wird gemeinsam von der FOM Hochschule, dem Verband Deutscher Bürgschaftsbanken und der Creditreform Rating erstellt. 

Die aktuelle Auflage des Nachfolgemonitors zeigt, dass der demografische Wandel viele Firmen vor eine Herausforderung stellt: „In einer alternden Gesellschaft gibt es zwangsläufig mehr übergabereife Unternehmen als potenzielle Übernehmende. Hinzu kommt, dass eine Neugründung oft als attraktiver empfunden wird als eine Übernahme. Im Vergleich zum letzten Untersuchungszeitraum ist das Durchschnittsalter der Übergebenden noch einmal um drei Jahre auf nun 61 Jahre gestiegen“, fasst der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Dr. Holger Wassermann von der FOM Hochschule, die Ergebnisse zusammen.

 

Lage und Größe des Unternehmens von Bedeutung
Für die Übernahme eines Unternehmens spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Demnach finden Unternehmen in zentraler Lage eher eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger, diese Firmen machen etwa drei Viertel der untersuchten Übernahmen aus. Auch die Unternehmensgröße ist der Studie zufolge bei der Nachfolgesuche von Bedeutung. So entfallen im Jahr 2021 die Hälfte der Nachfolgen auf Unternehmen mit einem Umsatz von mindestens zwei Millionen Euro – eine Verdopplung im Vergleich zum Jahr 2014.

 

Mehr als 9000 Übernahmen untersucht

Der Nachfolgemonitor basiert auf den Daten vom Verband der Deutschen Bürgschaftsbanken und von der Creditreform. Er bezieht sich nicht auf Hochrechnungen, Schätzungen oder Umfragedaten, sondern auf tatsächlich erfolgte Unternehmensnachfolgen. „Mit der Studie wollen wir einen Beitrag dazu leisten, das Nachfolgegeschehen in Deutschland besser zu verstehen und neue Erkenntnisse in einem Bereich zu erhalten, in dem es nur wenige Daten gibt“, betont Manfred Thivessen, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB) und Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Nordrhein-Westfalen. Für den Nachfolgemonitor wurden mehr als 9000 Übernahmen von Unternehmen aus den Jahren 2013 bis 2022 untersucht. 

Zum Download der Studie

Nachfolgen stützen Wachstumspotenzial
Zudem geht aus dem Nachfolgemonitor hervor, dass fast zwei Drittel der Unternehmen das Umsatzniveau nach der Übernahme halten oder steigern können. „Dies zeigt, dass Unternehmensnachfolgen das Wachstumspotenzial stützen, Arbeitsplätze sichern und zur Wettbewerbsfähigkeit beitragen können“, erläutert Dr. Michael Munsch, Vorstand der Creditreform Rating AG. Hier spielten die Bürgschaftsbanken eine besondere Rolle. Sie könnten bei der Finanzierung der Übernahme stabilisierend wirken. Gleichwohl erreichen viele Nachfolgerinnen und Nachfolger im Mittel nicht das EBIT, also das Ergebnis vor Steuern und Zinsen, was laut Studie unter anderem am Abbau des Investitionsstaus liegt.

 

Jede fünfte Übernahme erfolgt durch eine Frau
Der Anteil an Nachfolgerinnen ist über die Jahre konstant: Etwa jede fünfte Übernahme erfolgt durch eine Frau – in den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg, den meisten östlichen Bundesländern, Baden-Württemberg und dem Saarland ist der Anteil höher. Unterschiede gibt es auch innerhalb der verschiedenen Branchen. Beispielsweise ist der Frauenanteil im Bereich „Gesundheit & Soziales“ höher, während im „Baugewerbe“ die Nachfolger vor allem Männer sind.