KCQF

Wissenschaftstheoretische Fundierung

In den letzten Jahrzehnten hat ein Wissenschaftsverständnis die dominierende Position eingenommen, das sehr stark mit einem nomothetischen Wirklichkeits- und Methodenverständnis verbunden ist. In dieser wissenschaftlichen Denkweise geht es darum, die Wirklichkeit (bzw. den als relevant betrachteten Gegenstand) mit messbaren Konzepten zu beschreiben und zu erklären.

Beginnend mit der Einführung des Paradigma-Begriffs im Sinne von Thomas Kuhn (1962) ist es wissenschaftstheoretischer Konsens geworden, dass es nicht nur ein Wissenschaftsverständnis geben kann, sondern dass verschiedene wissenschaftliche Grundauffassungen parallel miteinander koexistieren – und dass es nicht eine lineare Weiterentwicklung von einer früheren zu einer späteren wissenschaftlichen Auffassung gibt.

Neben dem nomologischen Wissenschafts-Mainstream gab und gibt es eine reichhaltige Welt an unterschiedlichen Wissenschaftsparadigmen. Ein besonders fruchtbares und vielfältiges Paradigma ist die Hermeneutik und die mit ihr verbundene qualitativ-methodische Herangehensweise. Wilhelm Dilthey, der Begründer der Hermeneutik, skizzierte in seinem klassischen Text „Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie“ (1894) den wissenschaftstheoretischen Unterschied zwischen einer erklärenden – nomothetischen – und einer verstehenden wissenschaftlichen Herangehensweise.

Eingebürgert hat sich eine sehr starke Vereinfachung dieses fundamentalen wissenschaftstheoretischen Unterschieds, indem dies nur auf die methodische Ausrichtung und auf die Begriffe „qualitativ“ vs. „quantitativ“ eingeschränkt wird. Es geht aber um viel mehr als „nur“ um Forschungsmethoden; es geht um ein grundsätzlich anderes Wissenschaftsverständnis, um eine bestimmte Art des wissenschaftlichen Fragens, Denkens und Interpretierens.

Es gibt eine Vielzahl von Studien und viele wissenschaftlich Forschende, die sich diesem Wissenschaftsparadigma verpflichtet sehen und in diesem Kontext forschen und arbeiten. Das neue KCQF bringt diese Forschungsleistungen zusammen, erzeugt Synergieeffekte und bietet für diese Gruppe von Forschenden eine institutionelle „Heimat“. 

Ansprechpartner

Gernot Schiefer
Prof. Dr.
Gernot Schiefer
Wissenschaftliche Leitung