• FOM
  • 2022
  • August
  • „Du musst erst etwas riskieren und dann springen!“

Gegen alle Widerstände: FOM Absolventin Seval Kozan geht ihren Weg

„Du musst erst etwas riskieren und dann springen!“

Seval Kozans Rolle schien vorbestimmt zu sein. Trotz guter Schulnoten blieb ihr der Wunsch eines Studiums verwehrt. Nach der Ausbildung folgte die Hochzeit, sie bekam ein Kind und tat, was von ihr erwartet wurde. Doch die ganze Zeit über war da der Wille, ihre eigenen Träume umzusetzen. Irgendwann sagte sie sich: „Das kann es noch nicht gewesen sein.“ Von heute auf morgen schlug die heute 37-jährige Wuppertalerin einen neuen Weg ein: Sie gab ihr altes Leben auf, meldete sich für ein berufsbegleitendes Studium an der FOM Hochschule in Düsseldorf an und gründete nebenbei ihr eigenes Start-up. Mit ihrer Geschichte will sie anderen Frauen Mut machen und Kraft geben, damit sie ihre Ideen umsetzen und sich nicht beirren lassen. 

10.08.2022 | Düsseldorf und Wuppertal

Wenn Seval Kozan auf die vergangenen 15 Jahre zurückblickt, kann sie es manchmal selbst kaum fassen: „Aus dieser Zeit habe ich viel gelernt. Wer Träume hat, sollte niemals aufgeben, diese wahr werden zu lassen. Harte Arbeit zahlt sich definitiv aus.“ Damals ist Seval eine gute Schülerin, besonders ein Fach liegt ihr: „In Mathematik war ich die Jahrgangsbeste“, erinnert sie sich – im Jahr 2004 absolviert sie ihr Fachabitur, ihre Lehrerin legt ihr ein Mathematik-Studium nahe. Ihren Berufsweg beginnt sie jedoch mit einer Ausbildung zur Verkäuferin, wechselt zur Kauffrau für Bürokommunikation, arbeitet später bei einer großen Düsseldorfer Agentur. Sie heiratet jung und bekommt ein Kind.

Eine folgenreiche Entscheidung

Auf Dauer bemerkt Seval jedoch eine Leere: „Das kann es noch nicht gewesen sein“, denkt sie sich, „der Wunsch nach einem Studium war immer tief in meinem Herzen“. Ihr Lebensmodell lässt das allerdings nicht zu, Unterstützung für ihren Traum findet sie zunächst nicht: „Ich habe links und rechts alles ausgeblendet – all die Leute, die es mir ausreden wollten.“ Schließlich zieht sie einen Schlussstrich unter ihr altes Leben, lässt vieles hinter sich und meldet sich für das Bachelor-Studium „Wirtschaftsingenieurwesen“ an der FOM in Düsseldorf an. Tagsüber arbeitet sie weiter in der Agentur, abends geht es in den Hörsaal: „Ich hätte schon gerne mit 20 studiert. Mit dem berufsbegleitenden Studium an der FOM habe ich mir die Möglichkeit zurückgeholt.“

Durch das Studium gewachsen

Es ist keine leichte Zeit: Oft schläft sie in der Nacht weniger als vier Stunden, um alles zu schaffen. Ihre Motivation ist der akademische Abschluss. Trotz der Belastung schreibt Seval gute Noten. So findet sie auch in ihrem sozialen Umfeld langsam das, was ihr lange fehlte: Rückhalt und Unterstützung. „Heute sind sie alle sehr stolz auf mich und meine Leistungen.“ Durch das Studium wächst sie weiter, gewinnt neue Perspektiven. 

Ein Zufall und eine Geschäftsidee

Dann kommt ihr – fast durch Zufall – eine Geschäftsidee. Bei der Verabschiedung ihrer Chefin soll Seval Kozan bei ihren Kolleginnen und Kollegen Geld einsammeln und eine Karte mit den Unterschriften aller erstellen. Das Problem: Aufgrund der Corona-Pandemie ist niemand im Büro. Das Geld sammelt sie per Paypal ein, doch was ist mit den Unterschriften für die Grußkarte? Eine digitale Grußkarte, auf der sich jeder mit einem persönlichen, individuellen Gruß verewigen könnte, wäre eine Lösung. Im Internet wird Seval jedoch nicht fündig.

Seval Kozan hat neben Job und FOM Studium ihr eigenes Start-up gegründet. (Foto: Ocardoo)

50 Seiten Business-Plan

Die Idee zum Start-up Ocardoo ist geboren: eine Plattform, auf der sich personalisierte Karten mit Text und Fotos, wahlweise mit Audio- und Videodateien versehen lassen. „Mein Studium hat mich sehr motiviert, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Ohne zu studieren, hätte ich nicht gegründet.“ In ihrem 50-seitigen Business-Plan erläutert sie ihr Konzept, nun fehlt der alleinerziehenden Mutter nur das Geld, ihre Idee umzusetzen. Also wird sie bei einem Kreditinstitut vorstellig: „Die Bank war begeistert von meinem Studium, meinem Werdegang und der Geschäftsidee.“ Zusätzlich erhält sie ein Gründerstipendium. 

Seval riskiert und springt

Von da an heißt es für sie erneut: ganz oder gar nicht. Ihren Job in der Agentur kündigt sie, um ihre Selbständigkeit in die Tat umzusetzen. Einen Fürsprecher findet sie in ihrem neuen Lebenspartner, der selbst erfolgreich ein Unternehmen gegründet hat. Er habe ihr Mut gemacht und gesagt: „Du musst erst etwas riskieren und dann springen!“ Seval Kozan riskiert und springt. Heute bereut sie nichts. Ihr Studium an der FOM in Düsseldorf steht kurz vor dem Abschluss, ihr Start-up läuft: „Ich bin zufrieden. Es gibt viele große Unternehmen, die von meiner Idee begeistert sind. So plane ich neue Produkte und grübele jeden Tag, was ich optimieren kann.“ Seval Kozan ist eine erfolgreiche Frau, die gegen alle Widerstände an ihren Träumen festgehalten und stets dafür gearbeitet hat. „Mädchen, Müttern, Alleinerziehenden möchte ich sagen: Lasst euch nicht entmutigen. Gegen die Zweifel der anderen hilft weghören und weitergehen.“